Was ist eine Angsterkrankung ?

Angst ist eigentlich eine völlig normale und gesunde Reaktion. Seit Menschen Gedenken ist sie wichtig für das Überleben. Schon unseren Urvorfahren in der Steppe hat die Angst geholfen, nicht von wilden Tieren gefressen zu werden. Die gleiche Angst, so scheint es, ist noch immer in uns und hält uns wach und aufmerksam den Dingen gegenüber, die uns begegnen.

Jedoch wenn Angstgefühle scheinbar irrational und/oder manchmal aus "heiterem Himmel" Panik) auftreten, muss man von einer Erkrankung sprechen, die in der Regel behandlungsbedürftig ist. Menschen mit Angststörungen haben häufig einen extremen Leidensdruck!

Woher kommen nun die Ängste ?

Nun, als Kind haben wir gelernt, wie man sich in der Umwelt verhalten soll. War man beim Einkaufen zu laut, haben wir gehört: "Sei ruhig, das macht man nicht!" Zu Weihnachten: "Sei brav, sonst kommt der Nikolaus und bestraft dich!" Sicherlich haben Sie auch schon die Sätze gehört: "Sei still, wenn andere Leute sich unterhalten!" - Bleib still sitzen, was sollen denn die anderen von uns denken!?" ..........

Als Kind blieb uns gar nichts anderes übrig, als das alles zu glauben und in die Schublade "Verhaltensregeln" abzulegen. Später jedoch, kommt man gar nicht auf die Idee, die erlernten Verhaltensweisen in Frage zu stellen. Schließlich "bin ich ja schon immer gut damit gefahren!".

Wenn Sie jetzt aber Angst haben, Ihre Meinung zu sagen; den falsch gekauften Pullover zurückzubringen; aufzustehen, wenn alle anderen sitzen bleiben, dann wäre es vielleicht doch an der Zeit, sich über das eine oder andere Gedanken zu machen.

Weiter können für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Angst noch unterschiedliche Gründe verantwortlich sein, wie:

Fehlinterpretationen normaler Körperreaktionen während Stress- oder Angstsituationen.

Herzrasen -->

"Ich glaub ich bekomme einen Herzinfarkt"

Atemnot -->

"Ich glaub ich ersticke, ich muss hier raus"

Schweißausbrüche -->

"Ich glaub ich falle gleich um"

u.s.w.

Aus vorgenannten, ein erlerntes Vermeidungsverhalten (Angst vor der Angst)

"Ich kann da nicht hin, ich falle um" "Ich kann das nicht machen, ich bekomme wieder Angst"

Was kann ich nun dagegen tun?

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass eine Angstbehandlung immer in Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Psychotherapeuten erfolgen sollte. Es ist wichtig, neue Erfahrungen im Umgang mit der Angst zu sammeln und diese dann mit dem Therapeuten aufzuarbeiten. Die bewusste Konfrontation mit der Angst ist das Ziel.

Nachfolgend finden Sie ein paar Grundsätze zur Angstbewältigung:

"Schaue der Angst in die Augen und sie zwinkert",

ist ein altes russisches Sprichwort, welches den Nagel auf den Kopf trifft. Begehen Sie Situationen, die Ihnen Angst machen. Sie werden erfahren, dass nach dem Höhepunkt der Angst eine allmähliche Besserung eintrifft.

"Angst vor der Angst"

Diese körperliche Reaktion ist ein typisches Symptom. Auch diese Angst wird besser, wenn Sie das

"Vermeidungsverhalten"

aufgeben.

"Ich kann das nicht machen weil.....!"

Kennen Sie sicherlich. Nun, wenn Sie Ihrem Körper und Ihren Gedanken alles glauben, was er Ihnen vorgaukelt, werden Sie schlechte Karten haben bei der Angstbewältigung.

"Negative Gedanken machen negative Gefühle"

Werden Sie sich bewusst, dass die Angst aus

"katastrophisierenden Gedanken"

geboren wurde. Dennoch sind Sie von der Richtigkeit der Gedanken überzeugt, auch wenn diese noch so irrational erscheinen. Bis heute haben Sie jedoch die Richtigkeit der Gedanken nie überprüft.

"Nicht die Dinge beunruhigen uns die geschehen, sondern das, wie wir darüber denken"

So ist es auch zu erklären, dass über ein Ereignis die Menschen verschieden Denken und dementsprechend handeln.
Übrigens:

"Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung ändern können ;-)"

Wie kommen Sie nun den negativen Gedanken auf die Spur?

Hinterfragen Sie Ihre negativen Gedanken und stellen Sie diese Richtig!
Beispiel: "Ich falle um, wenn ich das machen muss!"
Negative Gedanken erzeugen negative Gefühle. Finden Sie heraus, ob der Gedanke Ihnen hilft, sich gut zu fühlen. Das Ergebnis wird "Nein" sein. Das ist der erste Schritt festzustellen, ob dies ein positiver oder negativer Gedanke ist.
Analysieren Sie den Gedanken. Wie oft sind Sie schon umgefallen, in der vorgestellten Situation? Ist der Gedanke realistisch? Wenn Sie ehrlich zu sich selber sind, werden Sie feststellen, dass die Angst völlig unbegründet ist, weil Sie z. B. noch nie umgefallen sind. Vielleicht waren Sie manchmal vermeintlich kurz davor, was wiederum aus den o.g. Gedanken hervorgerufen wurde.

Fazit: Der Gedanke hilft Ihnen nicht sich wohl zu fühlen und entspricht auch nicht der Realität! Machen Sie nun daraus einen positiven Gedanken wie z.B.:

"Wenn ich das mache, werde ich vielleicht körperliche Reaktionen spüren, aber umgefallen bin ich deswegen auch noch nie! Ich muss mir deswegen keine Gedanken machen!"

Machen Sie diese Vorgehensweise mit jedem Gedanken, der Ihnen suspekt erscheint. Es sind 3 Schritte: Erfassung des Gedankens - Analysieren Sie den Gedanken - Stellen Sie den Gedanken richtig!

Es bedarf einiger Übung, bis Sie Ergebnisse verzeichnen können, da Ihnen Ihr Bauch am Anfang das Gefühl geben wird, dass Sie sich etwas einreden. Mit der Zeit und den Übungen wird sich das aber allmählich reduzieren und letztendlich dann auch verschwinden. Vergleichbar ist das mit einer Autofahrt in England: Plötzlich müssen Sie am Linksverkehr teilnehmen. Sie wissen wohl im Kopf, dass es richtig ist, aber Ihr Bauch sagt Ihnen, dass hier was nicht stimmt. Fahren Sie aber mal ein paar Hunderte von Kilometern und Ihr Bauch wird sich daran gewöhnen.

Verschiedene Angsterkrankungen

Panikstörung

Panikattacken sind Ängste, die plötzlich, schnell und meist ohne erkennbaren Anlass auftreten. Typische körperliche Symptome während der Attacke sind z.B. Schwindel, Übelkeit, Zittern, Benommenheit, Herzrasen, Herzstolpern, Atemnot, Druck auf der Brust, Schwitzen.

Agoraphobie

Mit Agoraphobie bezeichnet man Ängste vor bestimmten Orten, Plätzen oder vor Situationen. Typische Situationen, die vermieden werden oder nur mit starkem Unbehagen ertragen werden, sind zum Beispiel die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder von Fahrstühlen, Schlangestehen im Supermarkt, Autofahren, der Besuch von Kinos, Theatern oder Gaststätten oder das Alleinsein. Die Betroffenen befürchten, dort in Panik zu geraten, ohnmächtig oder "verrückt" zu werden. All diesen Orten und Situationen ist gemein, dass eine "Flucht" scheinbar nicht möglich ist und man sich "wie in der Falle" fühlt.

soziale Phobie

Menschen mit sozialen Ängsten haben Angst, in öffentlichen Situationen zu versagen oder sich zu blamieren. In der Folge vermeiden die Betroffenen alle Tätigkeiten und Situationen, in denen sie sich der kritischen Beobachtung durch andere Personen aussetzen. Das Vermeidungsverhalten kann so ausgeprägt sein, dass die berufliche Leistungsfähigkeit und die privaten Kontakte stark beeinträchtigt sind.

generalisierte Angststörung

Menschen, die unter generalisierten Ängsten leiden, zeigen auf der körperlichen Ebene eine andauernd leicht erhöhte Erregung, welche als Auslöser für beunruhigende Gedankengänge fungiert und dadurch wieder körperliche Anspannung verstärkt. Oft gehen mit der generalisierten Angststörung andere psychosomatische Erkrankungen, wie zum Beispiel Spannungskopfschmerz und Schlafstörungen einher. Es zeigt häufig ein Kreislauf aus ängstlichen Vorstellungen, Grübeln über Lösungsmöglichkeiten und damit einhergehende Erregungszuständen.

Spezifische Phobien

Personen mit spezifischen Ängsten sind in ihren Lebensvollzügen sehr unterschiedlich beeinträchtigt. Viele Menschen können ihr Leben trotz Ängsten vor Spinnen, Fahrstühlen oder Höhen so einrichten, dass sie kaum eingeschränkt. Andere hingegen, zum Beispiel Personen, die unter Krankheitsängsten (Aids-Phobien, Herzphobien, etc.) leiden, zeigen zumeist massive Vermeidungsrituale und zeigen gravierende Einschränkungen ihres privaten und beruflichen Lebens.